Zehntenabgabe
Geschichte unserer «Zehntenabgabe»
Seit den Siebzigerjahren des letzten Jahrhunderts führt die Zunft zur Letzi jedes Jahr die Zehntenabgabe im Pflegezentrum Bachwiesen in Albisrieden durch. Das Spektakel für die Bewohnerinnen und Bewohner des Pflegezentrums findet jeweils Ende Sommer im Garten der Bachwiesen statt; eingeladen sind die Gesellschaft zu Constaffel, alle Zünfte Zürichs, die Quartierbevölkerung und alle weiteren Interessierten.
Der Anlass geht auf zwei Gedanken zurück. Die Bauerndörfer Altstetten und Albisrieden, welche erst 1934 in Zürich eingemeindet wurden, waren über Jahrhunderte der Stadt Zürich und ihren Institutionen (vor der Reformation den Klöstern, nachher den Spitälern) zehntenpflichtig. Diesen Umstand ins Bewusstsein zu rücken, ist einer der Gründe. Ein zweiter Grund ist das Bestreben, im Quartier (die Zunft zur Letzi ist die Quartierzunft von Altstetten und Albisrieden) einen zünftigen Anlass durchzuführen, der dem Allgemeinwohl dient. Alle können daran teilhaben: die über 160 Bewohner des Pflegezentrums, die jeweils ebenfalls geladenen Bewohner der Wohnstätten Zwyssigstrasse, der Stiftung Alterswohnen, der RGZ-Stiftung und die Einwohner des Quartiers.
Nochmals zur Geschichte: Pro Hof war in einem Zehntenurbar geregelt, was an erwirtschafteten Naturalien und Geld abzugeben war. Der Zehnten wurde in den Dörfern unter den gestrengen Augen eines Obervogtes aus der Stadt durch einen Untervogt aus den Reihen der Dorfbevölkerung eingezogen. Alle waren zehntenpflichtig, auch die Wirte und die Pfarrherren aus den Dörfern; nur der Bauer des Freihofs (Haltestelle 2-er), welcher zum Wohle aller einen Zuchtstier zu halten hatte, war befreit. In einem Zehntenurbar von Altstetten ist nachzulesen, dass der Untervogt für seine Arbeit von den Vertretern der Stadt ein Paar wollene Hosen bekommen soll, und die Bauern nach der Zehntenabgabe 16 Brote zugute haben.
In Anlehnung an die gut dokumentierte Geschichte führt die Zunft zur Letzi ihre Zehntenabgabe heute durch. Nach einem Konzert des Zunftspiels ziehen der Obervogt und sein Gefolge auf den Zehntenplatz im Garten des Pflegezentrums. Der Untervogt ruft die Zehntenpflichtigen seines Dorfes zur Abgabe ihrer Steuern auf. Der Zehnten, von den Beteiligten auch tatsächlich gespendet, wird dann, wie beim Steuern üblich, mit grossem Gejammer und möglichst nur teilweise abgegeben.
Anschliessend an die Zehntenabgabe findet der ebenfalls historisch belegte Käseteilet für alle Anwesenden statt und es wird ein Imbiss angeboten.